Manfred Sapper, Volker Weichsel, Andrea Huterer (Hg.): Machtmosaik Zentralasien
Rezension: Zentralasien: Drehkreuz der Großmächte?
Die Region Zentralasien mit ihren fünf Staaten Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan rückt zunehmend in den Blickpunkt internationaler Politik. Dies zeigt nicht zuletzt die Zentralasienstrategie der Europäischen Union vom Juni 2007 (The EU and Central Asia: Strategy for a New Partnership). Bereits 2004 hatte die Gerda-Henkel-Stiftung die Relevanz der Region erkannt und dementsprechend ein Sonderprogramm zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlern ausgeschrieben. Das in seinem Rahmen entstandene Buch Machtmosaik Zentralasien will mit der überkommenen Vorstellung aufräumen, Zentralasien sei nur historisch von Interesse. Es habe mehr zu bieten als Kamele, HändlerInnen und Seide und sei mehr als ein Zwischenstopp auf der Seidenstraße.
In rund 40 Einzelbeiträgen setzen sich renommierte AutorInnen und Zentralasien-SpezialistInnen damit auseinander, dass Zentralasien für Europa überwiegend noch eine terra incognita darstellt. Die politische Message dabei: die zentralasiatischen Staaten könnten nur gemeinsam als Region aktuelle Herausforderungen meistern. Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) sowie die Zentralasiatische Wirtschaftsgemeinschaft seien prominente Beispiele regionaler Abstimmungsprozesse. Die zentralasiatischen Staaten dürften hingegen nicht zum Spielball zwischen den Großmächten Russland, China und den USA werden. Der Einfluss der USA in der Region habe sich seit den Vorfällen in Andishan/Usbekistan zugunsten von China und Russland verringert. Letztere machten in der SOZ in sicherheits-, aber auch wirtschaftspolitischer Hinsicht ihre Ansprüche als global player und regionale Vormächte geltend. Und nicht zuletzt die Energiereserven und Rohstoffe wie Wasser und Erdgas bestimmten den Machtpoker in und um Zentralasien mit. Ob sich die EU in Zentralasien als Gegengewicht zu China und Russland positionieren könne, sei zweifelhaft.
Das Buch gibt mit seinen Einzelbeiträgen sowie vielen Karten und Abbildungen einen differenzierten Einblick in die Region, der dem Anspruch der Wissensvermittlung sowie einer kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Themen gerecht wird. Nur der Rahmen fehlt, der die einzelnen Mosaiksteine zusammenfasst und eine Gesamtaussage trifft. Lediglich das knappe Vorwort wertet zusammenfassend: Je mehr Zentralasien zum Drehkreuz der Großmächte geworden sei, desto restriktiver habe sich das politische Klima in den fünf Staaten entwickelt. Düstere Aussichten?
Regine Reim