# 81 Essen ist politisch!
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Dienstag, den 2. Februar um 16 Uhr im Raum Freiburg auf 102,3 Mhz & weltweit über den Livestream von rdl.de Wiederholung am Freitag, den 5. Januar um 11 Uhr
Foto: Sortenvielfalt bei Kartoffeln aus Kolumbien
„Welternährung – eigentlich ist genug für alle da“ steht in der letzten Ausgabe der iz3w Zeitschrift. Faktisch nimmt der Hunger weltweit zu – die Covid 19 Pandemie und die Folgen des Lockdowns haben in vielen Ländern des Globalen Südens die Ernährungslage für Millionen Menschen weiter verschärft. Im Januar musste – ebenfalls Corona bedingt – die jährlich bundesweit stattfindende Großdemonstration Wir haben es satt für eine Agrarwende ausfallen. Protest gab es dennoch, allerdings auf Plakaten statt mit Traktoren. Indes spitzen sich die Demonstrationen in Indien zu, seit Monaten sind hier landesweit Bauern und Bäuer*innen auf der Straße, Kolonnen knatternder Traktoren rollen Richtung Delhi.
Eher leise – doch nicht weniger heftig – spielt sich weltweit in der Landwirtschaft ein trauriges Drama ab. Es trifft vor allem diejenigen, die auf den Feldern ackern. Jedes Jahr erleiden über 380 Millionen Menschen akute unbeabsichtigte Vergiftungen durch Pestizide, also Pflanzenschutzmittel. Zudem werden die über globale Lieferketten und Nahrungsketten verteilt. Weltweit. All das zeigt: Essen ist politisch!
REPORTAGE
Der Mercosur – Absatzmarkt für Agrogifte
Kampagnenmotiv gegen den Export giftiger Pestizide aus der EU (PAN)
Die Europäische Union hat den Einsatz vieler gefährlicher Pflanzenschutzmittel in ihren Mitgliedsstaaten verboten. Doch vor allem große Agrochemiefirmen produzieren weiterhin giftige Agrarchemikalien, auch in Europa, und sie exportieren die Pestizide. Das Geschäft boomt und ist zudem - weitgehend - völlig legal. Umwelt- und Menschenrechtsakteure wie Power Shift, Public Eye, BASE IS aus Paraguay und Agrotoxiko sowie das Pestizid Aktionsnetzwerk PAN wollen ein weltweites Verbot von giftigen Pestiziden. Doch das gibt es bislang nicht. Wir schauen nach Brasilien und Paraguay, denn der Export von Agrargiften in diese Länder könnte sich in Zukunft sogar erhöhen… eine Reportage von Martina Backes
INTERVIEW
Bauernproteste in Indien
Still aus einem Remix von Bella Ciao von Poojan Sahil
Im September 2020 verabschiedete die indische Regierung drei Gesetzvorlagen, die den Agrarsektor liberalisieren. Die Verordnungen bedeuten das Ende des Mindeststützungspreises und könnten das ohnehin schwache Einkommen der Bauern in Indien noch weiter senken. Dagegen haben sich Bäuerinnen und Bauern aus dem ganzen Land organisiert und demonstrieren in großer Zahl seit Ende November. Landwirt*innen aus ganz Indien sind auch diesen Monat, Ende Januar, in die Hauptstadt Delhi gefahren, um dort ihre Wut auszudrücken. Der Protest ist massiv, was nicht erstaunt in einem Land, in dem gut zwei Drittel der Bevölkerung vom Agrarsektor lebt. Ebenso massiv ist die Präsenz der Polizei, mit Tränengas und Schlagstöcken. Adèle Cailleteau hat ein Interview mit einem Bauer geführt, der Teil der Bewegung ist. Da sich die Repression in den letzten Tagen intensiviert hat, möchte er anonym bleiben.
BEITRAG
Kolumbien: Kartoffeln haben ihren Preis
Lokale Kartoffelsorten aus dem Hochland in Kolumbien
Was haben belgische Tiefkühlpommes mit dem Verkauf von Kartoffeln entlang Kolumbiens Autobahnen zu tun? Und wo liegt die Verbindung zwischen landwirtschaftlichen Großbetrieben in Hessen und kleinbäuerlichen Farmen in Kolumbien? Der Beitrag rund um die kolumbianische Kartoffel geht der Frage nach, wie die europäische Agrarpolitik und EU-Freihandelsabkommen den Landwirt*innen in Kolumbien die Preise ruiniert. Ein Beitrag von Malin Gütschow.
BESPRECHUNG
„Grummpf und das Geheimnis der Tomate“
Wir haben reingehört: Das vierteilige Hörspiel erzählt die Geschichte einer Clique von drei Kindern, die sich auf die Spuren ihres Lieblingsgerichts machen: Spaghetti mit Tomatensoße. Sie begeben sich – in vier Folgen gemeinsam auf die Spuren der industriellen Tomatenproduktion. Ein Hörspiel für Kinder. Von: KATE – der Kontaktstelle Umwelt und Entwicklung Berlin.
INTERVIEW (nur online)
Dramatische Zunahme an Vergiftungen durch Pflanzenschutzmittel
"Besorgniserregend sind die in der EU verbotenen Pestizide"
Der Export hochgiftiger Agrarchemikalien ist primär für die Landwirt*innen in ländlichen Gemeinden der Importländer wie Brasilien und Argentinien ein Gesundheitsrisiko. Zudem kommen Rückstände der Gifte in exportierten Futtermitteln und Lebensmittel zurück nach Europa.
Einer im Dezember 2020 veröffentlichten Studie des Pestizidaktionsnetzwerkes (PAN) zufolge ist der Einsatz giftiger Pflanzenschutzmittel weltweit seit 1990 um über 80 Prozent gestiegen. Anstelle der von der WHO 1990 errechneten 25 Million Pestizidvergiftungen treten nun 385 Millionen Fälle jährlich auf.
Welche Länder sind am meisten betroffen - und in welcher Verantwortung steht hier die Europäische Union? Darüber sprach der südnordfunk mit dem Toxikologen Peter Clausing vom Pestizidaktionsnetzwerk (PAN). Er ist Autor und Mitherausgeber der Studie über unbeabsichtigte Vergiftungen mit Pestiziden. Zunächst die Frage: Ist es nicht auch erfreulich, dass immerhin die Zahl der dokumentierten Todesfälle abgenommen hat?
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Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Zusammenarbeit und Entwicklung in Baden Württemberg (SEZ) und dem Förderprogramm entwicklungspolitische Bildung (FEB) des BMZ. |
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