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Sie sind hier: Startseite Projekte Events 28.10.22 | Fachtag Identitätspolitik

28.10.22 | Fachtag Identitätspolitik

„Darf ich dazu überhaupt was sagen?“ Das Thema Identitätspolitik erhitzt die Gemüter. Von Cancel Culture über Sprechverbote zu Deutungshoheiten, von Sprachregularien über Cultural Appropriation bis zur angeblichen Zensur, vom Diskriminierungswettbewerb bis zum Tokenismus – all diese Phänomene und Konzepte werden mit Identitätspolitik verbunden und ihr nicht selten zum Vorwurf gemacht: Hier ginge es lediglich um Partikularinteressen, die Meinungsfreiheit sei bedroht, der Universalismus in Gefahr. Doch was ist Identitätspolitik überhaupt? Und was wollen Akteur*innen eigentlich, die von sich sagen, dass sie Identitätspolitik betreiben? Diesen und vielen weiteren Fragen werden wir uns in Vorträgen und Workshops am Fachtag „Identitätspolitik“ widmen.

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Programm




9:30 Einführungsvortrag Dr. Karsten Schubert (Uni Freiburg): Identitätspolitik und Demokratie Kleiner Saal
10:45- 12:15 Workshop-Runde 1 (Workshopbeschreibungen siehe Programmtext) Kleiner Saal, Tanzraum und Historisches Zimmer
12:15 Mittagspause mit Snacks Kleiner Saal
13:00- 14:30 Workshop-Runde 2 Kleiner Saal, Tanzraum und Historisches Zimmer
14:30-
15:30
Abschlussrunde im Haus der Jugend Kleiner Saal
18:00 Vortrag von Max Czollek Weingut Andreas Dilger

Wer kann teilnehmen? Der Fachtag richtet sich an Menschen aus der Pädagogik, der Sozialen Arbeit und der Bildung; an Medienschaffende und Journalist*innen, an sozial Engagierte, Aktivist*innen und an alle, die sich zur politisch interessierten Zivilgesellschaft zählen.

Der Eintritt ist frei.

Anmeldung unter: koordination@iz3w.org

Pandemiesituation: Kommt bitte getestet und tragt eine FFP2-Maske in den Veranstaltungsräumen! Es werden vor Ort Tests und Masken ausliegen. Sollte es die Pandemieentwicklung erfordern, behalten wir uns vor, die Veranstaltung ins Digitale zu verlegen.

Veranstaltungsorte und Adressen:
Haus der Jugend: Uhlandstraße 2, 79102 Freiburg im Breisgau
Weingut Dilger: Urachstraße 3, 79102 Freiburg im Breisgau

Beide Veranstaltungsorte sind barrierefrei.

Beide Veranstaltungsorte sind fußläufig voneinander entfernt und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen (Linie 1, Haltestelle Schwabentorbrücke; Linie 2 und 3, Haltestelle Johanneskirche).

Teilnahmebestätigung:
Solltest Du eine Teilnahmebestätigung benötigen, sag uns bitte per Email bescheid, dann können wir Dir eine ausstellen koordination@iz3w.org

Verpflegung:
Wir sorgen für eine kleine Mittagspause in Form von Gebäck, Snacks und Obst, sowie für Kaffee, Tee und Kaltgetränke vor Ort. Gern könnt ihr aber auch Eure eigene Brotzeit mitbringen oder in einer der Gastronomien in der Nachbarschaft essen.

 

Vorträge, Workshops und Referent*innen

Dr. Karsten Schubert: Identitätspolitik und Demokratie (Einführungsvortrag)

Karin Joggerst: Identität versus Teilhabe? - Mit dem Anti-Bias-Ansatz arbeiten (Workshop A)

Tarek Shukrallah: Intersektionale Bündnisse schmieden (Workshop B)

Philine Sauvageot: Berichterstattung im Einwanderungsland (Workshop C)

Max Czollek: tba (Abendvortrag)

 

Ausführliches Programm


Einführungsvortrag
Identitätspolitik und Demokratie

Identitätspolitik wird in der aktuellen öffentlichen Debatte oft dafür kritisiert, die Gesellschaft zu spalten und dadurch die Demokratie zu gefährden. Der Vortrag zeigt dagegen, dass Identitätspolitik zentral dafür ist, die Demokratie weiter zu demokratisieren, sie also inklusiver und gerechter zu gestalten. Unterdrückte Gruppen erarbeiten sich ihre Identitäten und Standpunkte gemeinsam durch Identitätspolitik. Identitätspolitik schreibt Menschen dabei nicht auf eine bestimmte Identität oder Position fest, wie oft kritisiert wird, sondern ermöglicht die Transformation von Identität und demokratische Solidarität.

Dr. Karsten Schubert ist wissenschaftlicher Mitarbeiter/geschäftsführender Assistent am Seminar für Wissenschaftliche Politik, Professur für Politische Theorie, Philosophie und Ideengeschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Derzeit ist er research fellow am Freiburg Institute of Advanced Studies (FRIAS). Hier arbeitet er an seinem einjährigen Forschungsprojekt „A Matter of Elites? Identity Politics Between Democratic Representation and Elite Capture.“

https://www.karstenschubert.net/


Workshops


Alle drei Workshops finden jeweils vor- und nachmittags (10-45-12:15 und 12-14:30 Uhr) in den Mehrzweckräumen des Hauses der Jugend statt. Ihr habt also die Möglichkeit, zwei davon zu besuchen. Alle Workshops sind 1,5 h lang.

Workshop A Identität versus Teilhabe? - Mit dem Anti-Bias-Ansatz arbeiten

Mit Karin Joggerst

Der Anti-Bias Ansatz beinhaltet, Vielfalt wahr zu nehmen, Vorurteile abzubauen und Diskriminierung zu erkennen und zu verhindern. Wie können wir Gerechtigkeitsfragen thematisieren und uns für gleichberechtigte Teilhabe sowie Anti-Diskriminierungsstrategien einsetzen?

In den letzten Jahren sind Themen wie Umverteilung oder der Abbau von Machtverhältnissen vielen Diskursen um Anerkennung von Identität(en), kulturellen Aneignungen etc. gewichen. Kommunikationsmuster haben sich verhärtet, Positionen scheinen oftmals unerbittlich.

Die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an gesellschaftlichen und globalen Prozessen und der Abbau von Diskriminierung beinhaltet jedoch nicht die Positionierung Weniger, sondern die Mitsprache und Mitgestaltung Aller. Gedachte und strukturelle Barrieren müssen hierfür aus dem Weg geräumt werden.

Im Workshop wenden wir uns mit Hilfe des Anti-Bias-Ansatzes der Frage zu, wie wir Identität(en) anerkennen können, ohne Menschen darauf zu reduzieren und gleichermaßen unsere Verstrickung in bestehende Machtverhältnisse reflektieren.

Karin Joggerst ist Politologin und leitet das Anti-Bias-Forum Freiburg.

http://anti-bias-freiburg.de/sites/karin-joggerst.html

 

Workshop B Intersektionale Bündnisse schmieden

Mit Tarek Shukrallah

Welche Rolle spielt Intersektionalität in deiner politischen und/oder sozial(arbeiterischen) Praxis? Welche Chancen und Herausforderungen begegnen dir in der Arbeit in Gruppen mit Menschen, die ganz unterschiedliche Erfahrungen, Diskriminierungserlebnisse und Lebensverhältnisse mitbringen? Wie kann deine Arbeit/dein Aktivismus von einer intersektionalen Herangehensweise profitieren und stärker werden? In 1,5 Stunden widmen wir uns ganz der Differenz, dem Anderssein, in der progressiven Praxis. Wir wollen über Intersektionalität sprechen, und was sie von neoliberaler „Diversity“ unterscheidet. Dabei geht es ganz um das eigene Erleben und die eigene Praxis. Gemeinsam wollen wir über Ansätze sprechen, mit denen wir echte intersektionale Bündnisse schmieden können: Vorwärts, von da wo wir standen. Der Workshop enthält einen kurzen Input zu Intersektionalität, Phasen der persönlichen sowie der Gruppenreflexion, sowie kreative kollektive Elemente.

Erforderliches Vorwissen: moderat

Zielgruppe: Praktiker*innen und Aktivist*innen aus unterschiedlichen Netzwerken, die ihre Arbeit gemeinsam kritisch-produktiv reflektieren möchten.

Tarek Shukrallah (kein Pronomen; they/them) ist Politik- und Sozialwissenschaftler*in sowie Aktivist*in mit einem Schwerpunkt auf Innen-und Bewegungspolitik. Tarek Shukrallah befasst sich wissenschaftlich und politisch mit sozialen Bewegungen, Queerpolitik, Polizei und Migrantions-bzw. Grenzregimen aus einer intersektionalen Perspektive, die die Klassenförmigkeit gesellschaftlicher und materieller Verhältnisse in den Vordergrund rückt. Diese Perspektive fragt nach Potenzialen für eine widerständige Praxis und nach Möglichkeiten, die herrschenden kapitalistischen, kolonialen und patriarchalen Verhältnisse zu überwinden. Tarek Shukrallah betreibt die skill-sharing Plattform partizipieren.org, moderiert, bietet Fortbildungen im Organizing für Soziale Bewegungen an und schreibt für verschiedene Medien.

In den sozialen Medien ist Tarek Shukrallah unter @tarekshuk aktiv.

https://partizipieren.org/

 

Workshop C Berichterstattung im Einwanderungsland

Mit Philine Sauvageot

Die Medienlandschaft in Deutschland ist ein Geschenk, weil: so vielfältig. Moment! Auf den zweiten Blick sieht das schon wieder anders aus. Nur wenige Menschen mit Migrationsgeschichte schaffen es überhaupt auf die wichtigen Posten. Darum ist die Berichterstattung über Migration, Flucht, gelebte Vielfalt immer noch sehr von Stereotypen – und letztlich: Unwissen – geprägt. Dazu gibt es einen theoretischen Input, aber vor allem wollen wir ins Gespräch kommen. Wie macht man’s besser? Wie umgehen mit Kampfbegriffen wie der „Identitätspolitik“? Und wie sieht eine diskriminierungsfreie Sprache aus, die alle meint?

Philine Sauvageot ist freie Journalistin bei SWR und Deutschlandfunk. Sie moderiert u.a. die Sendung „SWR2 am Morgen“ und den Podcast „Was geht, was bleibt“. Sie ist Mitglied bei den Neuen deutschen Medienmacher*innen und hat in Frankfurt kürzlich ein Podium zum rechtsextremen Anschlag von Hanau moderiert, im Rahmen der Ausstellung „Three Doors“.

https://phinyl.wordpress.com/lebenslauf/

 

Abendvortrag Identitätspolitik, Diskriminierungskritik und Universalismus. Von falschen Gegenüberstellungen

von Max Czollek

Die Identitätspolitik wird in gegenwärtigen Debatten für alle möglichen Übel verantwortlich gemacht und gelegentlich sogar in eine Reihe mit totalitären Bewegungen gestellt. So schrieb der Kulturwissenschaftler und Mitinitator des Berliner Humboldtforums Horst Bredekamp 2021 in der FAZ, die Kritiker*innen des Humboldtforums verfolgten letztlich dieselbe "reaktionäre Politik" wie die Nationalsozialist*innen bei der Bücherverbrennung. Eine bemerkenswerte These. In dieser Anordnung erscheint der Universalismus zunehmend als ein Gegenbegriff, der als Ideal neu entdeckt und als Tradition behauptet wird. Wann war diese Tradition Realität? Was ist die Geschichte seines Anspruchs und seiner Wirklichkeit? Und geht es wirklich um Identitätspolitik, oder nicht doch um die Abwehr von Diskriminierungskritik? Ein Abend, um ein paar Begriffe zu ordnen, mit denen wir versuchen die Gegenwart zu verstehen.

 

Eine Veranstaltung der Partnerschaft für Demokratie Freiburg in Kooperation mit dem Regionalen Demokratiezentrum Freiburg.

 

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