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Sie sind hier: Startseite Zeitschrift Ausgaben 298 | Konfliktherd Energie Felicitas Becker und Jigal Beez (Hg.): Der Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika 1905 - 1907

Felicitas Becker und Jigal Beez (Hg.): Der Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika 1905 - 1907

Berlin 2005, 238 Seiten, 22,90 Euro.

Rezension: Deutsche Herrschaft in Ostafrika

Die Publikationen des Christoph Links Verlags zum deutschen Kolonialismus sind mittlerweile zu der Reihe "Schlaglichter der Kolonialgeschichte" angewachsen. Zwei der jüngsten Publikationen befassen sich auf recht unterschiedliche Art mit den verschiedenen Teilen des früheren "Deutsch-Ostafrika". [Vgl: Helmut Strizek: Geschenkte Kolonien.]

Im Sammelband Der Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika 1905-1907 wird ein vielschichtiges Bild der Region gezeichnet, die sich heute weitgehend mit Tansania deckt. Die HerausgeberInnen Felicitas Becker und Jigal Beez haben darin 17 Artikel durchweg kompetenter AutorInnen versammelt. Im ersten Teil werden die Wanderungsbewegungen des 19. Jahrhunderts aus dem südlichen Afrika, der Sklavenhandel wie auch die wirtschaftliche Vormachtstellung Sansibars vorgestellt. Reinhard Klein-Arendt widmet sich den Akteuren der gewaltsamen Inbesitznahme des Landes. Zwar wurden die von Carl Peters kontrollierten Gebiete 1885 von Bismarck unter den "Schutz" des Reiches gestellt, es sollten jedoch noch 15 Jahre mit vielen Eroberungszügen und Strafexpeditionen vergehen, bis sich die deutsche Herrschaft auf das ganze Land erstreckte. Klein-Arendt bilanziert nüchtern die Gründe für den 1905 ausbrechenden Aufstand: "Militärische Eroberung, Besteuerung, Zwangsarbeit und Landenteignung, außerdem überhebliches Gebaren von Seiten der Deutschen, Brutalität und Ausbeutung von Seiten der ortsfremden Askari".

Die folgenden Artikel erzählen die Geschichte des Propheten Kinjiketile, der rasanten Verbreitung seiner Maji-Maji-Medizin und gehen auf das Kriegsgeschehen im südlichen Teil des Landes ein. Den symbolträchtigen Beginn der Erhebung verschiedenster Bevölkerungsgruppen markiert das Ausreißen von Baumwollsträuchern, die in Zwangsarbeit auf einer Plantage angebaut wurden. Nach ein paar Erfolgen der Aufständischen schlagen die Deutschen mit voller Härte zurück. Wenige weiße Offiziere, unterstützt durch eine Askari-Söldnertruppe und Hilfskrieger, mähen die Gegner mit Maschinengewehren nieder. Als diese auf Guerillakrieg umstellen, reagieren die Deutschen mit einer Strategie der verbrannten Erde, plündern, brennen Dörfer und Ernten nieder. Infolge dessen ausbrechende Hungersnöte und Seuchen sollen weit mehr Opfer gekostet haben als die unmittelbaren Kämpfe. 15 europäischen stehen - laut Ludger Wimmelbücker - eine Zahl von insgesamt 180.000 afrikanischen Kriegsopfern gegenüber.

Einblicke anderer Art gibt die Spurensuche in zeitgenössischen Dokumenten, einem Swahili-Gedicht und späteren Berichten von ZeitzeugInnen. Inka Chall und Sonja Mezger konstatieren in ihrer Untersuchung der Kolonialpresse, dass der Maji-Maji-Krieg im Unterschied zum Herero- und Nama-Krieg in "Deutsch-Südwest" kaum in der deutschen Öffentlichkeit präsent war. Zwar gab es hier viel mehr Opfer, doch waren weit weniger weiße deutsche Soldaten und Siedler vor Ort - afrikanische Opfer zählten nicht.

In manchen Artikeln hemmen zwar die vielen Nennungen von Orten, Ethnien und Personen für Nichtspezialisten den Lesefluss, auf der anderen Seite spricht die Vielfalt der Perspektiven an. Am Ende fordert Isack Majura die Deutschen nachdrücklich zur Auseinandersetzung mit ihrer Kolonialvergangenheit in Ostafrika auf. Das Buch bietet eine gute Grundlage für eine solche neue Debatte.

Heiko Wegmann

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