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Sie sind hier: Startseite Zeitschrift Ausgaben 328 | Der Krieg gegen Drogen ist gescheitert Saleh »Gadi« Johar: Of Kings and Bandits

Saleh »Gadi« Johar: Of Kings and Bandits

The Making of a Child Warrior. Negarit Media 2010. 327 Seiten, 19,95 US-Dollar.

Wie aus einem Kind ein Krieger wurde

Entgegen der Erwartungen handelt es sich bei dem teilweise autobiografischen Roman Of Kings and Bandits nicht um die Geschichte eines Kindersoldaten. Es geht vielmehr um einen Jungen, Jemal, der in den 1960er und in den frühen 70er Jahren in einer eritreischen Kleinstadt aufwächst, und der am Ende seiner Schulzeit ganz bewusst zu der Entscheidung gelangt, sich der bewaffneten Widerstandsbewegung gegen die äthiopischen Besatzer anzuschließen. Keren, der Schauplatz der Geschichte, ist eine kleine, aber wichtige Garnisonsstadt im Zentrum Eritreas, die von äthiopischen Soldaten und ihren eritreischen Hilfstruppen beherrscht wird. Durch den aufmerksamen Blick des Jungen wird uns das Leben in der von zunehmender Gewalt geprägten Stadt eindrucksvoll nahe gebracht. Er wird Zeuge von grauenvollen Ereignissen wie der öffentlichen Zurschaustellung von getöteten Rebellen, willkürlichen Festnahmen, körperlichen Misshandlungen und Demütigungen. Zuletzt kommt er selbst ins Gefängnis. Während der Roman mit der Ankunft Jemals im Lager der Rebellen endet, gelangte der Autor, Saleh »Gadi« Johar als staatenloser Flüchtling in die USA und gründete dort eines der am meisten frequentierten eritreischen Internetportale (www.awate.com).

Zwar ist der Krieg in dem Roman allgegenwärtig, aber die detailreichen Schilderungen des alltäglichen Lebens und Treibens vermitteln ein äußerst lebendiges Bild von Keren und seinen EinwohnerInnen. Dieser wichtige Knotenpunkt zwischen Nil und Rotem Meer hat sowohl einen kleinstädtischen als auch einen von großer Diversität geprägten Charme. Dem Autor gelingt es, durch geschickt platzierte historische und zeitgeschichtliche Exkurse über herausragende Ereignisse der Vergangenheit und Gegenwart der als Abessinien bekannten Region zu informieren. Vor allem aber wird das Buch dem Anspruch gerecht, zu zeigen, wie aus Kindern »Krieger« werden (um bei seiner Wortwahl zu bleiben). Damit stellt es unter den seit Mitte der 1990er Jahre populären Schilderungen der Lebensläufe von KindersoldatenInnen eine beeindruckende Ausnahme dar. Insbesondere gilt dies im Vergleich zu dem 2004 erschienenen Roman »Feuerherz« von Senait Mehari, ebenfalls aus Eritrea. Die Verfilmung kam 2008 in die Kinos.

Die überzeugende Schilderung einer durch zunehmende Gesetzlosigkeit, Gewalt und Demütigung gebeutelten Gesellschaft lässt unweigerlich an die derzeitigen Verhältnisse in Eritrea denken. Der Roman wirft die Frage auf, welche Folgen ein seit einem halben Jahrhundert währender Ausnahmezustand auf die Psyche der Menschen hat, und wie sie damit fertig werden können. Das Buch dürfte vor allem für die junge Generation der eritreischen Diaspora und weniger aus literarischen Ambitionen heraus geschrieben worden sein. Aber auch für an afrikanischer Geschichte und Gegenwart Interessierte lohnt sich die Lektüre. Ein Glossar und einige inhaltliche Erklärungen wären indes hilfreich gewesen.

Eva-Maria Bruchhaus

328 | Der Krieg gegen Drogen ist gescheitert
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