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Sie sind hier: Startseite Zeitschrift Ausgaben 328 | Der Krieg gegen Drogen ist gescheitert Tendai Huchi: Der Friseur von Harare

Tendai Huchi: Der Friseur von Harare

Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2011. 280 Seiten, 19,90 Euro.

Homophobe Strafgesetze gibt es in 36 der 54 afrikanischen Staaten. Simbabwe zählt zu den schlimmsten Verfolgerstaaten, einvernehmliche sexuelle Handlungen zwischen Männern können mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft werden. Zudem hetzt Präsident Mugabe regelmäßig gegen Lesben und Schwule. Er und Ministerpräsident Tsvangirai bezeichneten in seltener Eintracht Homosexualität als »Geisteskrankheit«, die die nationale Einheit vernichten könne.

Da überrascht ein Roman wie Der Friseur von Harare, der im letzten Jahr in Simbabwe und nun in deutscher Übersetzung im Peter Hammer Verlag erschienen ist. Autor Tendai Huchu wurde 1982 in Simbabwe geboren. The Hairdresser of Harare ist sein erster Roman und der greift neben vielen anderen gesellschaftlichen Themen auch das, so sein deutscher Verlag, »große afrikanische Tabuthema Homosexualität« auf. Tendai Huchu lebt heute in Edinburgh.

Die Hauptfigur Dumisami ist jung, »gut gebaut, schön anzuschauen« und schwul. Er ist ein außergewöhnlich begabter Friseur, jemand, der sein Handwerk versteht. Er heuert im schicksten Salon von Harare an, und schon bald spannt er seiner jungen Kollegin Vimbai, der von ihrer Familie verstoßenen, alleinerziehenden Mutter und Ich-Erzählerin im Roman, die wichtigsten Kundinnen der High Society aus. Eigentlich hatte Vimbai immer geglaubt, eine Kundin sei erst dann zufrieden, wenn sie das Gefühl habe, den Salon als Weiße zu verlassen. Ihr neuer Kollege und dessen Erfolgsrezept belehren sie eines Besseren.

Zwar spielen all die sozialen und politischen Themen wie Arbeitslosigkeit und Verelendung, Inflation und Überlebenskampf, Rassismus und Gewaltbereitschaft, Korruption, Willkürherrschaft und Repression eine wichtige Rolle im Roman. Im Mittelpunkt aber steht das Phänomen der staatlich verordneten und gesellschaftlich weit verbreiteten Homophobie. Dem Autor gelingt es, die Ängste und Stimmungen zum Thema Homosexualität in Simbabwe anschaulich vor Augen zu führen. Gewalttaten gegen Schwule sind gang und gäbe, werden nicht geahndet, sondern staatlich gefördert.

Die Spannung im Roman steigt von Seite zu Seite, vor allem als Dumi bei Vimbai einzieht. Er sieht in ihr die beste Freundin, macht sich im Haushalt nützlich und kümmert sich um die Tochter, doch Vimbai verliebt sich in Dumi. Gebannt verfolgen wir Dumis Doppelleben, seine Affären, Eskapaden, Liebschaften. Wir ahnen Böses. Irgendwann kann der Protagonist sein Versteckspiel Vimbai gegenüber nicht länger fortführen. Es kommt zur Katastrophe.

Wie groß die Tabuisierung gleichgeschlechtlicher Liebe in Simbabwe ist, zeigt die Reaktion der aufgeklärten und modernen Ich-Erzählerin, als sie erfährt, dass Dumi schwul ist. Ihre Worte zeugen von Unkenntnis, Vorurteilen, grenzenloser Naivität. »Auf diesen Schlag war ich nicht vorbereitet. Dumi sprach wie ein normaler Mann, er kleidete sich so, und er ging auch wie ein normaler Mann. Alles an ihm war männlich. Spazierten denn Homosexuelle nicht mit Handtaschen durch die Gegend und sprachen schrill, mit Piepsstimmen?«

Huchu schreibt voller Humor und treibt die Spannung bis zum Schluss auf den Gipfel. Zwar fehlt ein wirkliches Happy End, aber eine positive Entwicklung gibt es im Roman dennoch: Vimbai stellt Selbstbetrachtungen an, bedauert aufrichtig ihr Fehlverhalten, durchläuft eine Katharsis. »Ihm (Dumi) verdanke ich die Zuversicht, dass nicht alle Männer schlecht sind auf der Welt.«

Klaus Jetz

328 | Der Krieg gegen Drogen ist gescheitert
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