Susan Arndt / Katrin Berndt (Hrsg.): Kreatives Afrika
Rezension: Kreatives Afrika
Eine ausgesprochen vielfältige und spannende Essaysammlung von Kulturschaffenden über Kultur in Afrika haben die Berliner Afrika-Wissenschaftlerin Susan Arndt und ihre Leipziger Kollegin Katrin Berndt in dem Band Kreatives Afrika zusammengestellt. Neben SchriftstellerInnen kommen Literaturwissenschaftlerinnen, Theaterexperten aus unterschiedlichen afrikanischen Ländern, aber auch deutsche Verleger und Afrikawissenschaftler zu Wort. Herausgekommen ist ein facettenreicher Nord-Süd-Dialog über gegenwärtige Themen in Literatur und Theater im anglo- und frankophonen Afrika.
Auch historische Aspekte werden in den durchgängig kritischen Reflexionen berücksichtigt. Das betrifft vor allem die Einschätzungen aus deutscher Sicht, die sich mit dem schwierigen Stand der afrikanischen Literaturwissenschaften an deutschen Universitäten auseinandersetzen und eine größere Beachtung afrikanischer Literatur und Kultur in der deutschen Öffentlichkeit anmahnen.
Dem nigerianischen Dramatiker Femi Osofisan oder dem tansanischen Experten für Community-Theater, Frowin Paul Nyoni, geht es um die gesellschaftspolitische Rolle des Theaters im Kontext rasanter sozialer Entwicklungen. Sie diskutieren den Beitrag des Theaters bei der AIDS-Prävention ebenso wie dessen Bedeutung bei der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit. Innovative Ansätze zur Theaterarbeit illustriert auch Emman Frank Idoko am Beispiel des Gefängnistheaters in Nigeria und Deutschland.
Susan Kiguli stellt das Konzept des ugandischen Schriftstellerinnen-Verbandes Femrite vor, während Goretti Kyomuhendo die besondere Problemlage schreibender Frauen in Uganda illustriert und den Chauvinismus männlicher Rezensenten in ihrem eigenen Land anprangert. Die Mitwirkung an der öffentlichen Meinungsbildung ist umso beachtlicher, wenn man berücksichtigt, dass afrikanische Kulturschaffende nicht selten mit der Ablehnung durch ihre eigenen Gesellschaften konfrontiert sind und häufig von den Regierungen angefeindet werden. Umso mutiger ist ihre beharrliche Kritik an sozialen und politischen Missständen, die nicht wenige ins Exil zwingt. Ihre teils unfreiwillige Rolle als Kosmopoliten wird in diesem Band ebenfalls angesprochen.
Jedem Beitrag ist eine kurze Personenbeschreibung vorangestellt, der Werdegang und Werk in Beziehung setzt. Diese leserfreundliche Geste erleichtert den Zugang und die Einordnung der Texte. So schreckt der Umfang des seitenstarken Buches keineswegs ab, sondern motiviert zu weiterer Lektüre. Dazu lädt eine übersichtliche Literaturliste ein, bei der die Herausgeberinnen zahlreiche Werke in deutscher Übersetzung nennen.
Rita Schäfer