Unity Dow: Die Beichte
Rezension: Omnipräsente Männerbünde
Drei Männer haben es auf ein junges Mädchen abgesehen. Sie entführen, ermorden und zerstückeln es. Gleich zu Beginn des Romans Die Beichte beschreibt Unity Dow einen Ritualmord in all seiner Grausamkeit. Die achtjährige Neo Kakang wird von den Männern auserwählt, sie ist ein "Lamm ohne Fell", jung genug, um "wie eine Antilope" abgeschlachtet zu werden und ihre Genitalien für die traditionelle Medizin (dipheko) zu verwenden. Beklemmend ist die Darstellung der Männer, die allesamt gute Familienväter und erfolgreiche Geschäftsmänner, also Säulen der Gesellschaft sind. Sie sehen Gewalt gegen Frauen und Mädchen als selbstverständlich an. Manche verkaufen sogar ihre Töchter, um dipheko zu gewinnen und damit unantastbar zu werden.
Unity Dow prangert nicht nur in ihren Büchern die alltägliche Gewalt gegen Frauen an. Sie ist Botswanas erste und einzige Bundesrichterin und war maßgeblich an diversen Gesetzen zur Besserstellung von Frauen im Lande beteiligt. Es gibt keine guten Männer bei Unity Dow, jeder ist in die Machenschaften der traditionellen Heiler und Chiefs verwickelt oder schweigt aus Angst, verhext zu werden. Und die Frauen sind nicht nur Opfer, sondern vor allem engagierte und mutige Protagonistinnen, wie die 22jährige Sozialarbeiterin Amantle Bokaa. Fünf Jahre nach dem Verbrechen findet sie eine Kiste mit blutverschmierten Kleidern. Sie ahnt bald, dass es sich hierbei um einen Ritualmord handelt und will zusammen mit einer befreundeten Anwältin das Verbrechen aufklären. Doch sie scheitern an der omnipräsenten Männermacht - angefangen bei Polizisten bis hin zu höchsten Regierungsbeamten und Staatsanwälten, die das Geheimnis hüten.
Am Ende des Romans wird in einer langen Beichte enthüllt, was Amantle nicht in Erfahrung bringen konnte, weil Korruption, Bestechung und Vertuschung die Vorherrschaft in Botswana haben. Der Schluss lässt wenig Hoffnung, dass die wahren Schuldigen für ihre Tat belangt werden.
Rosaly Magg