379 | Rechte Gewalt
Faschismus tötet überall
Rechte Gewalttäter sind eine hochgefährliche politische Avantgarde. Beispielsweise wäre die massive Einschränkung des Asylrechts in Deutschland 1993 nicht möglich gewesen ohne die vorangegangenen rassistischen Anschläge in Mölln, Hoyerswerda, Solingen oder Rostock-Lichtenhagen.
Rechte Gewalt wird in der Regel assoziiert mit Faschismus und Nationalsozialismus sowie deren politischen Erben (die es nicht allein in Europa gibt). Rechte Strategien und Denkarten ähneln sich weltweit auf erschreckende Weise, etwa durch die Markierung von Minderheiten als ‚Volksfeinde‘. Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und Hass auf Frauen scheinen weltweit eine Art Grundkonsens rechter Gewalttäter zu bilden.
Die Anschläge hindunationalistischer Mobs gegen Muslime in Indien und viele andere Beispiele jedoch verweisen darauf, dass ein allein am historischen Faschismus angelehnter Begriff von Rechter Gewalt zu eng gefasst ist. In unserem Themenschwerpunkt blicken wir daher auf mehrere Länder und aktuelle Kontexte, in denen Rechte Gewalt entsteht.
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Inhaltsübersicht
»Ich kann nicht atmen«
Hefteditorial
Themenschwerpunkt: Rechte Gewalt
Rechte Gewalt
Editorial zum Themenschwerpunkt
Liebe zur Gewalt
Warum Faschismus und Terror unzertrennlich sind
von Mathias Wörsching
»Wir sind das Volk«
Die Konjunkturen Rechter Gewalt in Deutschland
von Thorsten Mense
»Rettet das weiße Südafrika«
Wie die BRD zur Gewalt des Apartheid-Regimes beitrug
von Gottfried Wellmer
»Victory or Violence«
Südafrika als militärischer Kampfort und rassistische Projektionsfläche
von Andreas Bohne
Einigkeit und Recht und Ordnung
Russische Rechte sind fraktionsübergreifend gewalttätig
von Ute Weinmann
Töten im Namen des Türkentums
Türkische Rechte morden um den Staat zu schützen
von Jan Keetman
Leben für Hindutva
Der indische Hindu-Nationalismus als Gewaltprojekt
von Jürgen Weber und Christa Wichterich
Mörderische Anti-Weiblichkeit
Warum ist – nicht nur rechte – Gewalt immer Männergewalt?
von Klaus Theweleit
Politik und Ökonomie
Corona I: Krisen haben ein Geschlecht
Eine feministische Perspektive auf die Pandemie im Libanon
von Dagmar Ihlau und Hannah Riede
Corona II: Die intensivierte Repression
Die Corona-Krise im Post-Konfliktland Simbabwe
von Rita Schäfer
Corona III: Chinas Tschernobyl……
oder Eintritt ins Asiatische Jahrhundert?
von Uwe Hoering
Corona IV: „Jetzt fehlt es einfach an Allem!“
Interview mit José Horacio Wood über Corona in Chile
Nur im Netz
Seenotrettung: »Menschen sind trotz Corona unterwegs und in Lebensgefahr«
Interview mit Lena V. über Sea-Watch
Sudan: »We have hope«
Die Demokratiebewegung zwischen Fortschritt und Frust
von Mario Wolf
Rohstoffe: Ausgepresst
Fracking in Argentinien zeigt die Schattenseite des Ressourcenbooms
von Sören Scholvin
Kultur und Debatte
Postkolonialismus: Tod in Ndola
Wurde UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld ermordet?
von Henning Melber
Literatur: Schwarzer Rassismus und viel Gewalt
Zum Roman »Die Kathedrale der Schwarzen« von Marcial Gala
von Ute Evers
La Réunion: »Die Bevölkerung sollte in Armut gehalten werden«
Interview mit Françoise Vergès über »Le ventre des femmes«
Die Langfassung des Interviews im französichen Original steht HIER
Antifaschismus: Flucht nach Manila
Die Philippinen nahmen während des NS verfolgte Juden auf
von Rainer Werning
Rezensionen
Jean-Philipp Baeck und Andreas Speit (Hg): Rechte Egoshooter
Von der virtuellen Hetze im Hetz zum Livestream-Attentat
Thorsten Fuchshuber: Kritische Theorie der Bandenherrschaft
Zur Aktualität der Rackettheorie
Kübra Gümüşay: Sprache und Sein
Sein und Bewusstsein
Elaine J. Lawless, David Todd Lawrence: When They Blew the Levee
Race, Politics, and Community in Pinhook, Missouri
Wir bedanken uns herzlich bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Amadeu-Antonio-Stiftung für die Förderung des Themenschwerpunkts Rechte Gewalt!