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Sie sind hier: Startseite Zeitschrift Ausgaben 284 | Realitäten des Multikulturalismus Paco Ignacio Taibo II: Die Rückkehr der Schatten

Paco Ignacio Taibo II: Die Rückkehr der Schatten

Aus dem Spanischen übersetzt von Miriam Lang, Verlag Assoziation A, Göttingen 2005, 399 S., € 24,00

Rezension: Brauner Kaffee, Jahrgang 1941

Mexiko während des Zweiten Weltkriegs: Deutsche unterhalten im Süden des Landes Kaffeeplantagen und terrorisieren in SA-Uniformen indigene EinwohnerInnen, während die Botschaft NS-Propaganda und Spionage betreibt. Hinzu kommt eine geheime Mission. Die mexikanische Regierung ignoriert all dies zunächst, soweit sie nicht sogar verwickelt ist. Der Druck der USA, sich gegen Nazi-Deutschland zu stellen, wächst. Doch in Paco Ignacio Taibos Buch Die Rückkehr der Schatten werden auf verschiedene Weise auch ein paar Antifaschisten aktiv, die sich zudem von früher kennen.

Da ist der kampferprobte mexikanisch-chinesische Internationalist und Matrose Thomás Wong. Er nimmt den Guerilla-Krieg auf, als die Braunhemden ihm bei einem Planierjob im Urwald über den Weg laufen. Der einarmige Geheimagent des Innenministeriums, Fermín Valencia, eigentlich (Porno-)Schriftsteller, stößt von Berufs wegen auf die Spionageaktivitäten. Doch sein höchster Vorgesetzter heißt nicht nur Alemán mit Nachnamen, sondern scheint auch gemeinsame Interessen mit den Deutschen zu verfolgen, was die Sache zusätzlich gefährlich macht. Der Journalist Pioquinto (Pius der Fünfte) Manterola ist wie die anderen Atheist und schämt sich für seinen päpstlichen Vornamen. Er wird von einer Gruppe jüdisch-deutscher Flüchtlinge über die zahlreichen Verbindungen zwischen Esoterikern und Nazi-Größen aufgeklärt. Denn eine heiße Spur führt nach Mexiko; und Manterola hat Kontakte. Der Ich-Erzähler Alberto Verdugo verbringt seine Zeit abgeschottet in der Psychiatrie, bis er einen sonderbaren Zimmergenossen kriegt, der deutsch spricht, aber kein Genosse ist. Schließlich tauchen noch eine ganze Reihe anderer Persönlichkeiten auf, wie der dauerbesoffene Ernest Hemingway oder ein Agent namens Graham Greene. Dabei fällt deutlich auf, dass der Autor trotz der Vielzahl der Personen fast ausschließlich Männer auftreten lässt.

Taibo führt in seinem Werk virtuos verschiedene Erzählebenen zusammen. Man ahnt dabei seinen Spaß an der Verwirrung. Doch wird die ausgeprägte Fantasie Taibos nicht überspannt, sondern kombiniert mit historischer Dokumentation, die entweder politisch interessant (etwa zur Thule-Gesellschaft) oder kurios ist, wie Hitlers Verhältnis zu Kaffee und Drogen. Wie in dem Bestseller "The Da Vinci Code" (deutsch: Sakrileg) von Dan Brown - eine Mischung aus Thriller, Kryptologie und Kunstgeschichte - spielt bei Taibo ein Kunstwerk eine zentrale Rolle, um ein Rätsel zu entschlüsseln. In Frankreich sind Bücher in den Bestsellerlisten, die sich nur damit beschäftigen, was bei Brown Fiktion und was wahr ist. Taibo geht darauf in einem Nachwort ein und gesteht, er wüsste zum Teil selber nicht so genau, wo die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit in seinem Buch verliefen. Eine Aussage, die auch für seinen nächsten Krimi gelten dürfte. Den nämlich schreibt er zusammen mit Subcommandante Marcos.

Heiko Wegmann

284 | Realitäten des Multikulturalismus
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