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Rebekka Blum: Angst um die Vormachstellung

Zum Begriff und zur Geschichte des deutschen Antifeminismus. Marta Press, Hamburg 2019. 18 Euro, 140 Seiten

Die Soziologin Rebekka Blum widmet sich in diesem Buch dem reaktionären Phänomen des Antifeminismus. Es ist eine systematische Überblicks- und Grundlagenarbeit, anhand derer sich heutige Dynamiken, Diskursstrategien und Charakteristika des Antifeminismus erklären lassen.

 

Antifeminismus als Gegenbewegung

Der Begriff »Antifeminismus« wurde erstmals im deutschen Kaiserreich durch Hedwig Dohm verwendet, um GegnerInnen der Frauenbewegung und des Frauenwahlrechts zu beschreiben. Er geriet dann allerdings wieder in Vergessenheit. Erst seit den 1990er Jahren findet er durch die Sozialwissenschaften als analytisches Konzept wieder Verwendung. Dabei wurde Antifeminismus aber meist als nur Teilaspekt der Forschung zur (extremen) Rechten und nicht als Phänomen an sich betrachtet.

In ihrem Buch Angst um die Vormachtstellung widmet sich die Soziologin Rebekka Blum ganz konkret dem reaktionären Phänomen des Antifeminismus, der Grundlage für fast alle rechten Strömungen ist. Das Buch ist eine systematische Überblicks- und Grundlagenarbeit, anhand derer sich heutige Dynamiken, Diskursstrategien und Charakteristika des Antifeminismus erklären lassen. Doch es kann auch praxisnahes Wissen für feministische Kämpfe daraus gezogen werden.

Die Autorin grenzt Antifeminismus von anderen Formen des Sexismus, der Feminismuskritik oder der Misogynie ab aufgrund des meist hohen Organisationsgrades antifeministischer Gruppierungen und seiner Nähe zu anderen Ungleichheitsideologien wie Antisemitismus, Rassismus oder Homo- und Transfeindlichkeit. Vor allem aber macht Blum eine starke Korrelation aus zwischen dem Erstarken antifeministischer Diskurse und Bewegungen auf der einen Seite und feministischen Errungenschaften auf der anderen. Blum stellt anschaulich dar, wie gerade letztere in den vergangenen drei bis vier Jahrzehnten in Deutschland die Gesellschaft veränderten, und charakterisiert aktuelle antifeministische AkteurInnen, die das Rad diesbezüglich zurück drehen wollen.

Die Geschichte des Antifeminismus im deutschen Kaiserreich und seit den 1990er Jahren zeichnet Blum durch eine umfassende Analyse der Forschungsliteratur nach, mit dem Ziel der Systematisierung des Begriffes. Auch wenn dieser zeitliche Sprung zunächst Unvollständigkeit vermuten lässt, schafft es die Autorin, plausibel den Bogen vom Kaiserreich bis in die jüngere Geschichte zu schlagen. Antifeminismus im Nationalsozialismus wird von ihr als eigener Forschungsbereich ausgeklammert.

In ihrem Fazit schreibt Blum, dass das Erstarken des Antifeminismus auch auf eine Schwäche des derzeitigen Feminismus zurückgeführt werden kann: Sie kritisiert das Ausbleiben grundlegender Kapitalismuskritik und sozialer Solidarität bei vielen FeministInnen. Somit bietet die Autorin neben einer strukturierten theoretischen Analyse auch Schlussfolgerungen für die politische Praxis an, was eine große Stärke ihrer Arbeit ist.

Julia Schuster

 

Rebekka Blum: Angst um die Vormachtstellung. Zum Begriff und zur Geschichte des deutschen Antifeminismus. Marta Press, Hamburg 2019. 18 Euro, 140 Seiten.

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