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Vorwort

von Christian Stock

Wenn das Paradies in der Ferne gesucht wird, beweist das nur, daß es zu Hause fehlt. Die Forderung kann also nur lauten: Mehr Ferien im Alltag! Eva Kurt

Reisen ist Ausdruck unserer Sehnsucht nach Freiheit und Horizonterweiterung. Die Lust zu Reisen entspringt der Vermutung, daß hinter der alltäglichen Existenz noch ganz andere Dimensionen des Daseins auf uns warten, die uns erlösen aus Mühsal und Überdruß. Die in unserer Reiseaktivität zum Ausdruck kommende Suche nach besseren Welten wird bevorzugt von der Tourismuswerbung aufgegriffen. Die TUI, der größte europäische Reiseveranstalter, wirbt mit dem Slogan: ”Adam und Eva wurden aus dem Paradies vertrieben, wir fliegen Sie jeden Tag hin”.

Wer wollte bestreiten, daß Reisen Glücksgefühle beschert - zumindest manchmal und kurzfristig? Die behaupteten Paradiese gibt es trotzdem nicht. Sie sind ein Phantasiegebilde unserer Vorstellungen. Höchst real sind hingegen die Auswirkungen unserer Reisefreiheit in der Dritten Welt. Im Namen des Tourismus werden dort Einwohner aus ihren Siedlungen vertrieben, wird ihnen das Wasser abgegraben und der Müll vor die Füße geworfen. Während einige Unternehmer schnelles Geld machen, muß die Mehrheit der Kellner und Zimmermädchen zu schlechten Löhnen hart arbeiten.

Vor 11 Jahren leistete das Informationszentrum 3. Welt (iz3w) mit seinem Buch ”Klar schön war’s, aber...” einen wichtigen Beitrag zur kritischen Diskussion des Dritte-Welt-Tourismus. Mittlerweile ist das Buch fast ausverkauft, und die Veränderungen der 90er Jahre verlangten eine Neukonzeption. Aber erst durch ein Kooperationsangebot des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ)  konnte dieses Vorhaben in die Realität umgesetzt werden. Beide Organisationen eint mit der gemeinsamen Herausgabe des vorliegenden Buches das Anliegen, die Schattenseiten unserer touristischen Freiheit aufzuzeigen und die ‘Bereisten’ zu Wort kommen zu lassen.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen AutorInnen bedanken. Ohne ihr großes Engagement hätte dies Buch nicht erscheinen können. Gleiches gilt für die Unterstützung durch die MitarbeiterInnen des iz3w, insbesondere Sigrid Weber und Monika Hoffmann. Beim BDKJ hat sich Karl-Heinz Feldbaum sehr für das Vorhaben eingesetzt,  Hermann Giesen hat das Buch mit viel Geduld gestaltet und gesetzt.

Freiburg im Juni 1997

Christian Stock

Trouble in Paradise | Tourismus in die Dritte Welt
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