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Im Handgepäck Rassismus. Beiträge zu Tourismus und Kultur

Martina Backes, Tina Goethe, Stephan Günther, Rosaly Magg (Hg.).
Freiburg (Breisgau): FernWeh - Forum Tourismus & Kritik im iz3w - Verlag informationszentrum 3. welt (iz3w)
Postfach 5328, 79020 Freiburg.
ISBN 3-922263-19-4 1. Auflage 2002

 

Sie können das Buch hier online bestellen.

DIE KAMERA - distanzierter Blick aufs Fremde. DER KULTURBEUTEL - Garant für zivilisatorische Mindeststandards. DER REISEFÜHRER - Exotik-Impfung im Taschenformat. DAS PORTMONEE - Sicherheit durch Dividende. DER CD-PLAYER - Filmmusik zur Traumkulisse. DIE SONNENBRILLE - Schutz vor neugierigen Blicken. DAS HANDY - Anschluss an die Heimat. Der REISEPASS - grenzenloser Identitätsnachweis. Und zwischen all dem Handgepäck: RASSISMUS.

Das bei FernWeh neu erschienene Buch IM HANDGEPÄCK RASSISMUS vermittelt mit einer Beitragssammlung Einblick in die verschiedenen Facetten von Rassismus im Tourismus und spürt der Rolle von Kultur im Tourismus nach.

Radio "Wüste Welle" hat eine Rezension des Buches übertragen, die beim Audioportal Freier Radios als Download zur Verfügung steht.

Inhalt

 

DAS ERLEBNIS DER GRENZE
Über die Verwandtschaft von Rassismus und Tourismus
Tina Goethe

REISE UND RASSE
Tourismus als Motor globaler Klassenbildung
Hito Steyerl

GESTRANDET
Von Fremden und Allzufremden an der Costa del Sol
Dominik Bloedner

DAS BEGEHREN NACH EROBERUNG
Ein Versuch, die sexuelle Ökonomie neu zu kodieren
Ursula Biemann

WILD - FREMD - FRAU
Weiblichkeitsbilder im Tourismus
Rosaly Magg

DAS UN - BEHAGEN IN DEN KULTUREN
Multikulturelle Gesellschaft auf Reisen
Christopher Vogel

DAS 'ANDERE'
Eine postkoloniale Erzählung
Nina Rao

DAS GANZE LAND IN EINEM DORF
Die 'Bomas of Kenya'
Martina Backes

MIT WEISSEM BLICK
Bilderwelten im Reisekatalog
Jessica Olsen

TRAUMWELT TIBET
Westliche Trugbilder
Martin Brauen

DAS GEKAUFTE ANDERSSEIN
Erfahrungskonsum in der Fremde
Martina Backes

FARBENBLIND
Die Wiederkehr des Rassismus auf Kuba
Alejandro de la Fuente

DER MANN MIT DEM STIEFEL
Fotografie und touristisches Verhalten
Christiane Schurian-Bremecker

EINHEIMISCHE ZUM MITNEHMEN
Interview mit der Fotografin Marily Stroux über Rassismus in Bildern

BEGEGNUNG AUF GLEICHER AUGENHÖHE?
Das Workcamp als Ort interkulturellen Lernens
Nikolaus Ell

IM HANDGEPÄCK RASSISMUS

Wer heute auf dem Weg in den Urlaub die Grenzen nach Frankreich oder zur Schweiz passiert, merkt häufig kaum noch etwas von diesem besonderen Moment der Reise: Beamte des Bundesgrenzschutzes schlendern durch den Zug, Zöllner winken gelangweilt Autos und Wohnmobile über die bis vor kurzen noch gut gesicherten Landesaus- und -eingänge. Man könnte meinen, die Grenzen in Europa seien tatsächlich gefallen, würden nicht die Grenzschützer immer dann aus ihrer scheinbaren Lethargie erwachen, wenn sie dunkelhäutige oder auch nur dunkelhaarige Reisende erblicken. Offenbar reagieren die Beamten nach einem simplen Reiz-Reaktions-Muster: Schwarze werden kontrolliert, ihre Pässe geprüft, nicht selten auch das Gepäck durchsucht.

An der Grenze wird das Verhältnis von Tourismus und Rassismus offensichtlich: Die Reisefreiheit hängt ab vom Kontostand der Reisenden und ihrer Hautfarbe. Die Möglichkeit zu reisen unterliegt ökonomischen und rassistischen Einschränkungen. Doch die Verbindungen zwischen Rassismus und Tourismus sind weitaus vielschichtiger. Denn Reisen und "Kulturaustausch" bieten eben auch die Chance, Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Feindschaft zu überwinden. Das jedenfalls war eine weit verbreitete Hoffnung in Europa - und speziell in Deutschland - nach den Weltkriegen. Wer in Kontakt kommt, miteinander redet und Freundschaften schließt, so die bisweilen etwas naive Vorstellung, der führt keine Kriege mehr gegeneinander. Gewerkschaften organisierten Reisen ins europäische Ausland, der aufkommende »Schüleraustausch« sollte junge Leute für 'fremde Kulturen' begeistern und die Esperanto-Bewegung kreierte gar eine internationale Sprache.

Doch touristisches Reisen hat meist nicht viel zu tun mit Kulturaustausch, Kontaktpflege oder gar 'Völkerverständigung'. Obwohl die EuropäerInnen immer mehr reisen - die Deutschen sind inzwischen sogar "Reise-Weltmeister" - haben sie ihren Rassismus dabei nicht überwunden. Die Reisefreudigkeit scheint kaum Auswirkungen auf das Alltagsverhalten der TouristInnen zu haben, sondern im Gegenteil bestätigt sich, was der Schriftsteller Erhart Kästner schon Anfang der 70er Jahre vermutete: "Was kommt schon dabei heraus, wenn sie alle in fremde Länder zu reisen anfangen! Nichts; sie tragen ja doch wie die Zinnsoldaten ihr bisschen Standort mit sich herum."

So verlassen Reisende zwar ihre gewohnte Umgebung für eine Weile - eigentlich Vorraussetzung, um Perspektiven zu öffnen, Horizonte zu erweitern oder eigene Positionen zu hinterfragen. Aber mit ihrem "bisschen Standort" tragen sie, gewissermaßen im Handgepäck, auch allerlei Vorstellungen und Bilder mit sich herum, die in der kurzen Urlaubszeit nur schwer zu verändern sind. Reiseführer, Bücher, Fernsehen und Zeitungen haben die 'Kultur' des Reiselandes und die 'Mentalität' seiner Bevölkerung lange vor der Reise vermittelt.

Dabei verfahren Reiseunternehmen und Tourismusagenturen streng nach den Regeln des Marktes. Angebot und Nachfrage werden aufeinander abgestimmt. So kann es durchaus vorkommen, dass ein Reiseland als fremd und exotisch angepriesen wird, um kulturell Interessierte anzuwerben, und zugleich - für die Pauschaltouristen - sein "westlicher Standard" hervorgehoben wird. Vor allem in (kultur-)fernen Ländern kann es für die eine Zielgruppe ein Anreiz sein, "fremde Kulturen, die sich bis heute erhalten haben," kennen zu lernen, während gegenüber der anderen betont wird, dass etwa "ein clubeigener Strand zur Verfügung steht". Es gibt also einen Tourismus-Markt, der das Bedürfnis derjenigen bedient, die sich ungestört erholen wollen (von Ballermann über Robinson-Club bis hin zum Luxus-Golfurlaub), und einen anderen, der Abenteuer und Begegnung mit Einheimischen verspricht.

In diesem Buch wird es um ersteren nur selten gehen - zu offensichtlich ist die Ablehnung alles Fremden, wenn etwa damit geworben wird, dass der Club, das Hotel oder die Anlage völlig abgeschottet sei vor (lästigen) Einheimischen. So arrangieren sich in vielen Ferienorten die BewohnerInnen damit, bloße Dienstleister im Tourismus zu sein. Sie sind für die viel gepriesene 'traditionelle Gastfreundschaft' zuständig. Wie selektiv diese Gastfreundschaft jedoch ist, erweist sich, wenn neben den Urlaubern auch ungebetene 'Gäste' auftauchen. Dominik Bloedner zeigt in seinem Beitrag, wie an der Costa del Sol mit zweierlei Fremden umgegangen wird: Europäische Touristen, die umworben werden, weil sie Geld ins Land bringen, und afrikanische Flüchtlinge, deren Einreise verhindert werden soll, weil sie ebendies nicht besitzen, als billige Arbeitskräfte in der Landwirtschaft aber sehr wohl benötigt werden.

Subtiler tritt der Rassismus dort hervor, wo viel von Multikulturalität und Völkerverständigung die Rede ist. Solchen Vorstellungen liegt nämlich meist ein statischer Kulturbegriff zugrunde. Traditionen, Riten, Tänze, Gebräuche oder Moden gelten ihm als faszinierende, unveränderliche Eigenschaften homogener Kulturen, die von den Reisenden gleichzeitig als geschichtslos, primitiv und rückständig empfunden werden. Tina Goethe skizziert dieses prekäre Verhältnis von Kultur, Tourismus und Rassismus; liegt doch dem touristischen ebenso wie dem rassistischen Blick auf Kultur die Betonung von Differenz zugrunde. Dem spürt auch Christopher Vogel in seinem Beitrag zur 'multikulturellen Gesellschaft auf Reisen' nach. Wie die multikulturelle Gesellschaft 'Gastarbeitern' und 'Ausländern' ihren eigenen kulturellen Platz in der Mehrheitsgesellschaft zuweist, so wird auch im Tourismus das Eigene und das Fremde akribisch auseinandergehalten. AusländerInnen in Deutschland sollen zwar die Multikultur bereichern, indem sie ihre Traditionen pflegen, sich jedoch gleichzeitig einer ‚deutschen Leitkultur' unterordnen. Ähnlich ergeht es den 'Bereisten' in den Urlaubsländern: Zwar sind ihre 'Kulturen' als Vorführung und Inszenierung gefragt, in erster Linie sollen sie jedoch die ‚westlichen Ansprüche' ihrer Gäste befriedigen.

In der Tourismusbranche werden also kulturelle Differenzen als zentrales Element der Vermarktung auf die Spitze getrieben. Verkauft werden können exotische Reisen offenbar besonders gut, wenn sie Ausflüge in die "archaische Welt der Massai" versprechen oder "auf den Spuren Dschingis Khans" wandeln. Relikte aus längst vergangenen Zeiten werden dabei zu zentralen Elementen der 'Kultur' eines Landes gemacht. Die zugehörigen BewohnerInnen werden wahlweise als naturverbundene Bewahrer alter Werte und Traditionen oder aber als rückständige Ureinwohner präsentiert. Martina Backes und Martin Brauen zeigen diese Praxis an den Beispielen Kenias und Tibets. In beiden Fällen werden jahrhundertealte Vorstellungen und Bilder aufgegriffen, die Forschungsreisende schon zu Kolonialzeiten geprägt haben: in Kenia das Bild des 'stolzen Massai' und in Tibet die Vorstellung vom meditierenden Buddhisten.

Als rückständig und traditionsgebunden gilt auch die Armut in Indien. Nina Rao beschreibt, wie die Kultur- und Tourismusindustrie Armut als traditionelles ländliches Leben verklärt. Damit werden die Ursachen für Armut und Entrechtlichung unter den Tisch gekehrt. Die Vermarktung des Landlebens durch den Tourismus führt sogar dazu, dass Traditionen und Riten aufrechterhalten werden, die ohne den Tourismus keinerlei Existenzgrundlage mehr hätten. Betroffen sind hier gerade auch Frauen, denen so erneut der Platz am Herd zugewiesen und der Zugang zu den in langen Befreiungsbemühungen erkämpften frauenpolitischen Rechten verwehrt wird.

In derlei touristischer Kultursymbolik haben Frauen nicht nur in Indien ihren festen Platz. Immer wieder werden Frauenbilder in der Tourismusbranche mit den attraktiven Attributen 'wild' und 'fremd' versehen. Rosaly Magg zeigt am Beispiel des Orientalismus, wieso die Vorstellungen von archaischem Leben und indigener Kultur vor allem über Frauen vermittelt werden. Alte Kolonialphantasien von Entdeckung und Eroberung (des Landes und der Frauen) leben im Tourismus fort und prägen Weiblichkeitsbilder von der 'verführerischen Fremden' und der 'zu erobernden Exotin'.

Wie solche symbolischen Darstellungen des Weiblichen mit der wirtschaftlichen und materiellen Realität der Frauen im transnationalen Sexhandel zusammenwirken, zeigt Ursula Biemann an den Beispielen Thailands und der Philippinen. In den Erholungs- und Vergnügungszentren für US-Militärs, die schon während des Vietnam- und Koreakrieges in den südostasiatischen Ländern errichtet wurden, florierte die Prostitution. Heute sind Sextourismus, Heiratsmigration und Frauenhandel unterschiedliche Formen sexuell motivierter Mobilität von globalem Ausmaß. Dabei sind es diesmal die Marginalisierten, die als (illegale) Prostituierte in die für Sextouristen leicht zugänglichen Orte migrieren. Nicht nur, dass sich im Sextourismus alte Machtverhältnisse materialisieren und Frauenschicksale bestimmen - es kommt auch zur Feminisierung ganzer Länder wie im Falle Thailands.

Die im Sextourismus so konkrete Ebene der individuellen Lebenserfahrungen und die symolische Ebene der Bilderwelt verschwimmen indes in der Werbung. Das touristische Marketing greift auf, was sich an Motiven anbietet und illustriert sie in bunten Ferienkatalogen. Jessica Olsen geht mit ihrer Analyse des Reiseprospekts über die Beschreibung bloßer Wiederverwertung entsprechender Symbolik hinaus und wagt den umgekehrten Weg: Nicht der Prospekt ist Resultat (meist kollektiver) Vorstellungen über die Reise und das Reiseziel, sondern die Reise realisiert sich als Folge einer konstruierten Bilderwelt des Prospekts. Paradox erscheint diese Verdrehung dadurch, dass sowohl die TouristInnen um die Überzeichnung und um den Schein der Prospektwelt wissen als auch die Dargestellten durchaus Distanz zum inszenierten Spektakel ethnischer Vielfalt haben. Warum aber funktioniert die Werbung dennoch?

Vielleicht, weil es dem modernen Reisen weniger um die Fremde(n) als solche geht. Vielmehr ist die Subjektkonstituierung der Reisenden selbst ein wichtiger Beweggrund. Das Sammeln von 'Begegnungen' und 'Erfahrungen' scheint, wie Martina Backes zeigt, konstitutiv für die eigene Identität - Reisen in Form von Erfahrungskonsum dient der Individualisierung innerhalb der modernen Gesellschaft. Dahinter steckt die Annahme, 'Individualität' durch diejenige 'Freiheit' realisieren zu können, sich als Kunde in der uniformen Warengesellschaft die Reise nach eigenen Vorlieben auszusuchen. Im Tourismus ist diese Verflechtung von ökonomischer Globalisierung und Differenzkonsum nicht wegzudenken, Individualisierungsbedürfnisse der Reisenden und Expansionszwang der Unternehmen ergänzen sich.

Reisen lassen sich aber schlechter als andere Güter mit nach Hause nehmen - also dient vor allem das Urlaubsfoto als Bestätigung erfolgreicher Reisen. Dabei erfüllt weniger das Foto selbst als vielmehr der Akt des Fotografierens den eigentlichen Vorgang des Konsumierens. Konsumiert wird hierbei, wie Christiane Schurian-Bremecker in ihrem Beitrag über das Fotografieren von Keniareisenden zeigt, was an vorgefassten Bildern mit auf die Reise ging. Obwohl nämlich immer Distanz zwischen Abgelichteten und Fotografierenden gehalten wird, obwohl der Bildinhalt sich nach dem Wunsch der Reisenden richtet und zu Hause das Bild seinem ursprünglichen Kontext entrissen und durch die Urlaubsgeschichte neu gerahmt ist, wird Fotos ein hoher Grad an Authentizität zugeschrieben. Reisende reproduzieren die Bilder über Fremde oder definieren sie nach ihren eigenen Vorlieben neu. Der ICH-WAR-DA-Blick der meisten Reisenden, den die Fotografin Marily Stroux beschreibt, kann nur schwer ein Bild hervorbringen, das irritiert oder zum Nachdenken anregt. Dennoch: Die Abgelichteten sind in der Beziehung zu den Schnappschützen nicht einfach passiv. Sie fordern Bezahlung, Sammeln die Fotos per Post oder bringen sie auf vielfältige Weise in eigene Aktionen ein - ohne damit allerdings das Phänomen der kamerabeladenen Touristinnen grundsätzlich zu ändern.

Die Frage nach der aktiven und passiven Rolle von Reisenden und Gastgebern taucht mit jeder Form von 'Begegnung' auf. Workcamps, Reisen mit Arbeitsaufenthalt, bauen dabei auf die touristische Zurückhaltung auf der einen und die Handlungsfähigkeit der Bevölkerung auf der anderen Seite - nicht zuletzt zum Ziele der Reflexion eigener Wahrnehmungsmuster und Verhaltensweisen. Hinter den seitens der Organisationen des Jugendaustauschs arrangierten 'Begegnungen' finden sich, wie Nikolaus Ell darstellt, anitrassitisch motivierte Ideen - auch wenn diese, deklariert als interkulturelle Erfahrung, eine gewisse Einseitigkeit nicht aufbrechen können: Schließlich entspringen auch sie zunächst einem Bedürfnis der westlichen Gesellschaft. Das Workcamp ist also kein Garant für besseres Reisen, es bietet jedoch vielerlei Ansatzpunkte, Bewegung in starre rassistische Muster zu bringen.

Dasselbe wollte auch die kubanische Politik. Mit Kampagnen gegen Rassenrhetorik und Rassendiskriminierung warb die Revolutionsregierung für eine egalitäre, 'farbenblinde' Gesellschaft. Ihr Programm erwies sich zwar stellenweise als hilfreich, allerdings ohne den Rassismus wirklich hinter sich zu lassen. Alejandro de la Fuente zeigt, dass Rassismus nicht nur koloniales Erbe ist, sondern als aktuelles Problem vor allem dort wieder aufbricht, wo ökonomische Interessen und Konkurrenz ins Spiel kommen. So spielt Rasse als soziale Kategorie gerade in den dynamischsten Wirtschaftszweigen - und damit im Tourismus - wieder eine Rolle auf Kuba. Schwarzen werden negative, von den TouristInnen nicht gewünschte Eigenschaften angedichtet, womit ihnen der Zugang zu Jobs im Tourismus erheblich erschwert wird. Andererseits werden schwarze Haut und schwarzer Rhythmus für Kubas Tourismusmarketing erfolgreich eingesetzt. Ganz offensichtlich, das zeigen die in diesem Band versammelten Aufsätze, unterstützt der Tourismus eine rassistisch strukturierte (internationale) Arbeitsteilung und globale Klassenkategorien. Und dies nicht erst in Bezug auf den 'Zugang' zu Arbeit als attraktive Einnahmequelle (wie heutzutage auf Kuba) oder als Job Unterprivilegierter (wie im globalen Sextourismusgeschäft). Klassenbildung war, wie Hito Steyerl darlegt, bereits Folge der frühen Forschungsreisen. Die Reise war ein Privileg, die Mobilität diente dem Erwerb universeller Erfahrungen, und dieses Wissen über die Fremde(n) benutzte die bürgerliche Klasse zur Abgrenzung gegenüber den ArbeiterInnen. Schließlich definierte es die Hierarchie zwischen der industrialisierten Welt und dem Süden. Ohne die Geschichte des Reisens ist die Konstruktion von Rassen gar nicht denkbar. Und die im Laufe dieser Geschichte formulierten Zuschreibungen sind bis heute wirksam - nicht zuletzt im Tourismus werden sie fortgeschrieben.

die HerausgeberInnen
FernWeh - Forum Tourismus & Kritik 2002

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