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Lateinamerika-Nachrichten

Nr. 500, Februar 2016, 5 € www.lateinamerikanachrichten.de

Aus dem Herzen der Bestie

Lateinamerika hat die Neue Linke seit jeher bewegt. Auf keinen anderen Kontinent wurden so viele Revolutionsträume gerichtet, mit keinem anderen befassten sich so viele Solidaritätsgruppen und nirgendwo sonst wurde der Aufbruch zum post-neoliberalen Zeitalter verortet. Viele Träume zerplatzten, so wie jüngst jener vom »Sozialismus des 21. Jahrhunderts«. Umso mehr beeindruckt, dass sich gleich zwei unerschrockene Lateinamerika-Zeitschriften aus Deutschland von all den Rückschlägen nicht unterkriegen lassen.

Da ist zum einen die ila, die Zeitschrift der Informationsstelle Lateinamerika aus Bonn, der alten Bundeshauptstadt. Und da sind die LN, die Lateinamerika-Nachrichten aus der nicht mehr ganz so neuen Bundeshauptstadt Berlin. Ob das mit den Hauptstädten Zufall ist? Nun ja, nichts reflektiert das in Lateinamerika entwickelte dependenztheoretische Zentrum-Peripherie-Modell besser als ein Standort »im Herzen der Bestie«.

Die LN feierten im Februar ein beeindruckendes Jubiläum: Das Erscheinen der 500ten Ausgabe. Gegründet wurden die LN im Jahr 1973 als »Chile-Nachrichten«. Die Ermordung des Sozialisten Salvador Allende und die folgenden Entwicklungen erregten auch in Westdeutschland ungeheure Aufmerksamkeit, binnen weniger Monate schnellte die Auflage auf 8.000 Exemplare hoch. Von solchen Höhenflügen können heute nicht nur die LN träumen – die ila und auch die iz3w haben eine ähnliche Entwicklung hinter sich. 1977 benannte sich die Zeitschrift in Lateinamerika-Nachrichten um; schon länger hatte das Redaktionskollektiv nicht mehr nur aus Chile berichtet.

Kernstück der 500ten Ausgabe ist ein Dossier mit einer »Zeit-reise durch die Lateinamerika-Solidarität«. Denn das Thema Solidarität ziehe sich »wie ein roter Faden durch die LN-Geschichte«, schreibt die Redaktion in ihrer Vorbemerkung. Aber welche Solidarität eigentlich? Das ist bei den LN eine -Frage, die stets der Diskussion bedarf: »Ob Solidarität mit den Regierenden oder nur mit den Regierten auf dem Programm steht, wann von kritischer Solidarität nur noch Kritik bleibt oder umgekehrt nur Solidarität – dies sind Themen, die auch heute noch auf der redaktionellen Tagesordnung stehen.« Diese harmlos klingende Formulierung hat es in sich: Sie birgt den Grund, warum vermeintliche Lichtgestalten wie Castro, Chávez oder auch Morales in den LN nicht mit viel Pathos abgefeiert wurden, wie es in Teilen der Lateinamerika-Solidarität durchaus der Fall ist, sondern in bester antiautoritärer Tradition hinterfragt werden. In dieser Hinsicht sind die LN mehr West- als Ostberlin.

Spannend in dem Dossier ist neben vielem anderen ein Gespräch mit Clarita und Urs Müller-Plantenberg aus der Gründergeneration der LN über die Veränderungen seit 1973. »Damals gab es einen sehr kämpferischen Ton, einen ganz anderen Impetus. Heute ist unsere Berichterstattung eher nüchterner, journalistischer. Wir machen keine Aufrufe für den Sieg der Arbeiterklasse mehr«, stellt jemand von der heutigen, an Jahren jungen Redaktion fest. Urs antwortet darauf mit einem Lob, das vor vier Jahrzehnten ziemlich vergiftet geklungen hätte, im Zeitalter von Wutbürgerei und Hate Speech aber eine unabdingbare Notwendigkeit für solidarische Medienarbeit benennt: »Ich finde, ihr seid seriös.«

Christian Stock

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