335 | Wissenschaft global
Das Rektorat bleibt im Norden
Dem Anspruch der Wissenschaften auf Universalität zum Trotz: Die Wissensproduktion zwischen Süd und Nord findet nicht egalitär statt. Sie ist von postkolonialen Machtverhältnissen, Ungleichheiten und Dominanzstrukturen durchzogen. Gerade die Geisteswissenschaften sind bis heute eurozentrisch geprägt. Die wissenschaftliche Produktion aus dem Norden wird als »Theorie«, diejenige aus dem Süden als »Praxis« wahrgenommen. WissenschaftlerInnen aus dem Globalen Süden werden an hiesigen Universitäten kaum zur Kenntnis genommen.
Auch rein quantitativ dominiert die Triade EU, USA und Japan bei der Wissensproduktion. Das lässt sich schon anhand der ungleichen Zahl der Fachpublikationen oder der unterschiedlichen Verteilung von Ressourcen für die Forschung belegen. Der Themenschwerpunkt befasst sich mit dieser Asymmetrie und versucht, die Perspektive zugunsten globalen Wissens zu erweitern.
Hier können Sie etwas im Heft blättern.
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Inhaltsübersicht
S. 3 Hefteditorial
Auf der Tiefe der ZEIT
Beiträge zum Themenschwerpunkt:
S. 22 Editorial zum Themenschwerpunkt
S. 23 Zentrum versus Peripherie
Hierarchien der Wissenschaft im Weltmaßstab
von Wiebke Keim
S. 26 Unheilige Allianz
Die westliche Wissensgesellschaft als Entwicklungsparadigma
von Maren Borkert und Nina Witjes
S. 29 Den Ton angeben oder das Wort abtreten
Asymmetrien in der Genderforschung
von Veronika Wöhrer
S. 32 Kämpferisch gegen Hegemonie
Gewerkschaftswissen zwischen Nord und Süd
von Ercüment Çelik
S. 34 Lokalisieren, nicht kopieren
Internationale Beziehungen aus Perspektive der chinesischen Politikwissenschaft
von Christian Ersche
Politik und Ökonomie:
S. 4 Mexiko: Kämpfend schreiten sie voran
Die Zapatistas melden sich zurück
von Rosa Lehmann
S. 5 Philippinen: Von Rechts wegen
Mittels illegaler Verhaftungen geht der Staat gegen AktivistInnen vor
von Hannah Wolf
S. 6 Mali: Wiederherstellung eines Staates
Die Intervention ist Teil einer regionalen Kapitalstrategie
von Olaf Dehler
S. 10 Ägypten: Die lange Geschichte des Islamismus
Die Konfliktlinien im neuen Ägypten kommen nicht überraschend
von Lutz Boßhammer
S. 13 Senegal: Y’en a marre
Eine erfolgreiche Jugendrevolte
von Louisa Prause
S. 16 Klimaanpassung: Agents of Change im Einsatz
Frauen und Klimaanpassung im ländlichen Tansania
von Katja Flockau
S. 19 Australien: Ab auf die Inseln
Australien setzt gegenüber Bootsflüchtlingen auf Abschreckung
von Till Schmidt
Kultur und Debatte
S. 37 Debatte: Falschmünzerei statt Wertkritik
David Graebers Buch »Schulden« ist das Geld dafür kaum wert
von Peter Bierl
Leserbrief von Lutz Redecker zu diesem Artikel
S. 40 Film I: »Den eigenen Ideen treu bleiben«
Interview mit June Giovanni über Süd-Süd-Kooperationen im afrikanischen Film
S. 42 Film II: Für die Würde
Das Filmfest FrauenWelten präsentierte Filme zum Opfer-Täter-Ausgleich
von Martina Backes
S. 44 Film III: Märchenhafte Selbstermächtigung
Tarantinos »Django Unchained« ist ein filmischer Rachefeldzug gegen die Sklaverei
von Winfried Rust
S. 49 Szene/Tagungen
S. 50 Impressum