IKA
Zeitschriftenschau: IKA - "Nofretete geht auf Reisen"
Beutekunst wird in Deutschland meist mit dem Raub von Kulturgütern während des Zweiten Weltkriegs assoziiert. Doch schon Jahrzehnte zuvor hat sich das Deutsche Reich durch Diebstahl bereichert. Ein herausragendes Beispiel dafür ist die Büste der ägyptischen Königin Nofretete. Die mehr als 3.000 Jahre alte, gut erhaltene Büste wurde 1912 vom deutschen Archäologen Ludwig Borchardt in Tell el-Amarna entdeckt. 1913 gelangte sie auf nicht ganz geklärten Wegen nach Deutschland. Zehn Jahre später wurde sie im Berliner Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute ist sie einer der größten Publikumsmagneten der Museumsinsel in Berlin-Mitte. 2009 soll dort im Neuen Museum ein ganzer Saal für sie eingerichtet werden.
Mit dieser Art von Aneignung gar nicht einverstanden sind die UnterstützerInnen der Kampagne "Nofretete geht auf Reisen" (darunter das iz3w). Sie fordern schon seit einiger Zeit, dass die Büste zumindest zeitweise nach Ägypten zurück-gebracht wird. Der Kampagne geht es aber nicht allein um Nofretete, sondern generell um gleichberechtigte kulturelle Beziehungen zwischen Nord und Süd.
Die jüngste Ausgabe der IKA widmet der Kampagne und ihren Hintergründen ein ganzes Heft. Abwechslungsreich wird Nofretetes Schicksal nachgezeichnet. Ergänzt durch Beiträge über andere geraubte Kulturgüter und deren Rückgabe, stößt die IKA somit eine längst überfällige Debatte an. Denn nicht nur deutsche Museen sind voll mit Beutekunst.