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Einleitung

Auf der Internationalen Tourismusbörse ITB in Berlin bietet das Guatemala-Solidaritäts-Komitee eine Reise nach Guatemala an. Geplanter Tagesablauf am Urlaubsort: Fünf Uhr aufstehen, Frühstück: Tortilla mit Bohnen, dann zwei Stunden Marsch zur Kaffeeplantage, Kaffeepflücken bis 14 Uhr, Mittagessen: Tortilla mit Bohnen. Kaffeepflücken bis 18 Uhr, zwei Stunden Rückmarsch, Abendessen: Tortilla mit Bohnen. Und das drei Wochen lang jeden Tag. Zur großen Überraschung des Komitees wollen sich zahlreiche Messebesucher für diese Reise anmelden. Eigentlich hat man mit diesem fiktiven Angebot nur in provozierender Weise auf die Lebensumstände der guatemaltekischen Bevölkerung aufmerksam machen wollen...

 

Was zeigt uns diese kleine Episode? Erstens: Reisen in Länder der Dritten Welt werden immer beliebter. Zweitens: Konventioneller Tourismus stößt mehr und mehr auf Ablehnung. Viele der heutigen Urlauber wollen Touristen sein, ohne Touristen zu sein, und am Alltag der Bereisten teilhaben. Der Wunsch nach dem ‘Ursprünglichen’ treibt dabei immer seltsamere Blüten - sogar das Elend in der Dritten Welt wird zur ‘exotischen’ Attraktion. Drittens: Reisen in die Dritte Welt werden von vielen als Mittel der Solidarität mit den Armen und Unterdrückten angesehen: ”Der Urlaub als gute Tat”.

 

Reisen in Länder der Dritten Welt haben sehr unterschiedliche Formen angenommen und sind in weiten Bevölkerungsschichten populär geworden. Der Fernreisemarkt boomt, auch wenn die Reisebranche insgesamt wegen der anhaltenden Rezession seit Mitte der 90er Jahre über Wachstumseinbußen klagt. Der Trend ist eindeutig: Kuba statt Kitzbühel, Himalaya statt Harz. Touristenorte in Deutschland und Österreich werden zunehmend unattraktiver, während die Dominikanische Republik schon als ”Mallorca der Karibik” gehandelt wird. Die Ferne rückt aufgrund des riesigen Angebots an Flügen immer näher. Schnell spricht sich herum, auf welcher thailändischen Insel gerade die tollsten Strand-Rave-Parties angesagt sind und welcher Trek in Nepal am billigsten ist. Zugleich wird die Nähe immer fremder: Wer unter den Jüngeren weiß noch, wo man im Spessart ‘trekken’ kann oder wo die klassischen Bergsteiger-Routen im Berner Hochland verlaufen?. Die Nähe, d.h. unsere räumlich nahegelegenen Lebenswelten sind für viele be-fremd-end geworden. Ist es ein Zufall, daß die Deutschen nicht nur Weltmeister bei den Auslandsreisen pro Kopf der Bevölkerung sind, sondern auch beim Alkoholkonsum? Die Flucht vor dem Alltag, vor verknöcherten gesellschaftlichen Verhältnissen, vor unsicheren Zukunftsaussichten hat viele Formen. Nur eins ist sicher: Die touristischen Fluchten scheinen umso mehr Erleichterung zu versprechen, je weiter sie weg führen.

 

Diesen Fluchten stellen sich heute kaum noch Hindernisse in den Weg. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und den vielen anderen Umwälzungen nach 1989 ist die Welt nahezu grenzenlos geworden. Vormals wenig bereiste Länder wie Südafrika, Vietnam, Burma oder Kuba öffneten sich den Touristenströmen aus dem Westen. Schon immer war der Tourismus ein treibender Akteur des Globalisierungsprozesses, von dem heute soviel die Rede ist. Noch bevor das Lammfleisch aus Neuseeland kam, die Computermaus aus China und die Blumen aus Indien, hatten massenhafte Reisen von Geschäftsleuten, aber auch von Urlaubern dafür gesorgt, daß die Welt immer kleinräumiger wird. Raum und Zeit überwand der Tourismus schon, als der Cyberspace noch gar nicht erfunden war. Neu ist allerdings die ungeheure Schnelligkeit, mit der der Tourismus in den letzten Jahren voranschreitet. Waren 1996 weltweit 592 Mio. Menschen als Touristen auf grenzüberschreitenden Reisen unterwegs, rechnet die Welttourismusorganisation für das Jahr 2020 mit 1,6 Mrd. Reisenden.

 

Der globalisierte Tourismus trägt - wie auch die allgemeine Globalisierung von Politik, Wirtschaft und Kultur - nur wenig zum Ausgleich zwischen arm und reich, zwischen den Industriestaaten und den Dritte-Welt-Ländern bei. Die räumliche Mobilität der Touristen zieht nicht zwingend die soziale Mobilität der ‘Bereisten’ nach sich: Die Arbeit als Kellner oder Zimmermädchen gewährleistet noch lange nicht, daß die Betreffenden es den Touristen gleichtun und sich einen ‘Traumurlaub’ gönnen können. Allenfalls im Bereich der populären Massenkultur trägt der Tourismus zu einer gewissen Vereinheitlichung bei: In nahezu allen Ferienregionen der Welt dröhnt die gleiche Reggae- und Popmusik aus den Lautsprechern der Strandrestaurants und orientiert sich das kulinarische Angebot an Banana Pancake, Müsli und Coca Cola.

 

Aber nicht nur im globalen Maßstab, sondern auch innerhalb unserer eigenen Gesellschaften spiegelt der Tourismus die allgemeinen Trends der Spaltung in arm und reich wider. Das Wachstum der Billigangebote und Last-Minute-Reisen steht der Zunahme des Luxus- oder ‘Qualitäts-’Tourismus gegenüber. Die touristische Nachfrage ist zunehmend segmentiert, eindeutig abgrenzbare Zielgruppen gibt es zum Leidwesen der Marktforscher nicht mehr. Als Antwort auf die Individualisierung und Pluralisierung der Lebensstile in den heutigen Gesellschaften versucht die Tourismusindustrie für jeden ein passendes Angebot bereitzustellen. Reisen wird, so prognostizieren die Tourismusforscher einhellig, immer individueller und vielfältiger. Die Folgen für den Dritte-Welt-Tourismus sind fragwürdig. Während die einen sich in ihren all-inclusive-Ghettos um nichts mehr kümmern wollen, dringen die anderen - gleich ob als Individualtouristen oder organisierte Studienreisende - in immer abgelegenere Regionen vor. Beides bewirkt eine überstürzte Tourismusentwicklung, die dem Recht des (ökonomisch) Stärkeren unterworfen ist. Welche Form der Tourismus auch annimmt, ökologische Zerstörung und Kolonisierung von Lebenswelten gehören scheinbar untrennbar dazu.

 

Paradoxerweise ist das Unbehagen an der touristischen Durchdringung der Welt mittlerweile so massenhaft geworden wie das Reisen selbst. Zwei Drittel der Deutschen hatten nach einer Umfrage der Zeitung Die Woche schon mindestens einmal das Gefühl, der Tourismus habe dem jeweiligen Urlaubsort geschadet. Daß dem Tourismus eine (selbst-)zerstörerische Dynamik innewohnt, wird nicht mehr nur von einzelnen Gruppen wie dem iz3w und anderen Tourismuskritikern festgestellt. Die Tourismusindustrie und die Regierungen, die den Tourismus fördern, haben allerdings gelernt, mit der Kritik umzugehen. Allein im ersten Vierteljahr 1997 traten mit der ”Erklärung von Male” und mit der ”Erklärung von Berlin” gleich zwei Staatengruppen an die Öffentlichkeit, um mit dem Hinweis auf die umweltbelastenden Wirkungen des Tourismus dessen zukünftige Nachhaltigkeit einzufordern. Nun sind diese Erklärungen zwar kaum mehr als wachsweiche Absichtserklärungen, die niemandem wehtun, weil sie keine Verursacher nennen, aber sie sind symptomatisch. Denn die Feststellung, daß Tourismus schaden kann, wird sogleich mit der Aussicht verbunden, daß er es nicht muß.

 

Die letzten Jahre haben eine weitreichende Vereinnahmung der Vorstellungen eines ‘sanften’, d.h. umwelt- und sozialverträglichen Tourismus seitens des Reisegewerbes gebracht. Es scheint, als habe sich die Branche die Strategie zu eigen gemacht, die Tourismuskritik am besten zum Stillschweigen zu bringen, indem man sich erst zu ihrer Speerspitze macht, um sie dann zur Imageförderung und Gewissensberuhigung einzusetzen. Die TUI hat wie andere Konkurrenten auch einen Umweltbeauftragten berufen, der für ein grünen Anstrich des Konzerns sorgen soll. Da werden von der TUI Diskussionsrunden mit dem Titel ”Können Touristen die Natur retten?” veranstaltet und in den Katalogen wohlfeile Umweltinformationen gegeben. Dies hält den Reiseveranstalter aber nicht davon ab, den ökologisch äußerst problematischen Golftourismus und den Mietwagenverleih zu promoten. Fällt also selbst die Umsetzung der Umweltverträglichkeit weitgehend aus, ist es um die Sozialverträglichkeit noch schlechter bestellt. Voyeuristische Besuche bei ‘Kopfjägern’ und anderen ‘Exoten’ werden noch immer mit größter Selbstverständlichkeit in den Katalogen angeboten.

 

Die TourismuskritikerInnen stehen diesem Treiben mit wenigen Ausnahmen stillschweigend oder hilflos gegenüber. Das hat neben allgemeiner Desillusionierung damit zu tun, daß viele von ihnen heute selbst in irgendeiner Weise an der Tourismusförderung teilhaben. Auszeichnungen für sozialverträgliche Tourismusprojekte, alternative Projektreisen und Fairer Handel im Tourismus sind derzeit die wichtigsten Themen der Debatte. Die Hoffnungen richten sich vor allem darauf, daß die Reisenden die ‘sanften’ und alternativen Angebote wahrnehmen, die ein wachsender Markt aus unzähligen kleinen bis mittleren Reiseveranstaltern bereithält. Hatte die Tourismuskritik bis Ende der 80er Jahre noch einen deutlich antikapitalistischen Unterton, so ist sie heute mehrheitlich marktkompatibel geworden.

 

Vorwürfe, der Tourismus sei eine Form des Neokolonialismus, werden heute zumindest in Europa vielfach als ideologisches Überbleibsel der 70er Jahre zurückgewiesen. Der politisch-ökonomisch argumentierenden Variante der Tourismuskritik bläst ein kalter Wind ins Gesicht. Manche der heutigen Kritiker der Tourismuskritik argwöhnen, diese sei selber neokolonialistisch, weil sie nämlich den Staaten der Dritten Welt den wirtschaftlichen Nutzen des Tourismus vorenthalten wolle. Dieser Vorwurf ist zwar unberechtigt, weil eines der Hauptargumente der Tourismuskritik gerade der Hinweis auf den mangelnden Nutzen des Tourismus ist, aber er wird trotzdem sogar von manchen Staatsmännern der Dritten Welt aufgegriffen.

 

Daß die Tourismuskritik so in die Defensive geraten ist, liegt daran, daß sie es ihren Gegnern oft allzu einfach (ge-)macht (hat). Der Einfluß des Tourismus auf die Gesellschaften der Dritten Welt wird von ihr nicht selten undifferenziert als Quelle allen Übels gesehen. Herkömmliche gesellschaftliche Strukturen wie z.B. Kleinbauerntum oder religiöse Traditionen werden idealisiert und ihre Veränderung lautstark beklagt. Häufig wird der Eindruck erweckt, als seien die ‘Bereisten’ den Auswirkungen des Tourismus hilflos ausgeliefert - so, als ob sie keine erfolgreichen Strategien zur Bewältigung kultureller Einflüße entwickeln könnten. Aber diese Schwächen können nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Tourismuskritik mit vielen ihrer Argumente grundsätzlich richtig liegt. Die Probleme des Tourismus - von der Ausbeutung der Arbeitskräfte in den Hotels bis zur Umweltzerstörung - sind ja heute keineswegs gelöst. Das vorliegende Buch liefert dafür genug Beispiele.

 

Über dieses Buch

 

‘Trouble in Paradise’ versammelt Beiträge von über 20 AutorInnen aus acht verschiedenen Ländern, die aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln das komplexe Phänomen Tourismus aufgreifen. Aufmerksamen LeserInnen wird nicht entgehen, daß dabei zwei deutlich unterscheidbare Positionen zum Ausdruck kommen: Die einen halten verträglichere Tourismusformen auch unter den gegebenen Rahmenbedingungen des Nord-Süd-Konflikts prinzipiell für möglich. Sie wollen durch Aufklärung der Reisenden und Druck auf die Tourismusindustrie Besserung erreichen. Die anderen argumentieren frei nach der Devise von Adorno, es gäbe ”kein richtiges Leben im falschen”. In einer Welt, die alles andere als sanft ist, kann es ihrer Ansicht nach keine isolierten Inseln des ”sanften” Tourismus geben. Sie stehen den ‘alternativen’ Tourismusformen skeptisch gegenüber, weil sie vor allem die Gewissen der Reisenden beruhigen. Statt die Probleme des Tourismus grundsätzlich zu lösen, würden die derzeitigen ‘alternativen’ Ansätze nur neue schaffen. Welche der beiden Seiten die besseren Argumente hat, mögen die LeserInnen selbst entscheiden... Sicher ist nur: Einfache Lösungen gibt es nicht. Das ist auch ein Grund, warum wir in diesem Buch keine gutgemeinten Verhaltensratschläge und Checklisten für ‘besseres Reisen’ bereitstellen wollen. Die Arbeit des Nachdenkens über zukünftiges Reiseverhalten oder einen möglichen Reiseverzicht wollen wir den LeserInnen nicht abnehmen.

 

Das Buch ist in fünf Teile gegliedert. Im ersten Teil stehen die wirtschaftlichen und politischen Aspekte des Dritte-Welt-Tourismus im Vordergrund. Wir möchten dabei nicht nur abstrakte Analysen liefern, sondern die konkreten Auswirkungen der unbegrenzten Reisefreiheit auf die Bevölkerung in den Ferienregionen thematisieren. Im zweiten Teil geht es um die Umweltwirkungen des Tourismus und die Frage, ob der ‘Ökotourismus’ eine wirkliche Alternative zum üblichen Tourismus sein kann. Da An- und Abreise allein 90% des Ressourcenverbrauchs beim Reisen ausmachen und bei Reisen in die Dritte Welt zu 98% das Flugzeug benutzt wird, ist dazu auch eine Auseinandersetzung mit dem wachsenden Luftverkehr unumgänglich.

 

Beim Tourismus geht es nicht nur um den Austausch von Geld und Dienstleistungen, sondern um die direkte Begegnung zwischen Menschen unterschiedlicher sozialer und kultureller Prägung. Noch immer hält sich in der Öffentlichkeit der Mythos, der Tourismus sei per se ein Beitrag zur ‘Völkerverständigung’. Zunehmender Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Europa trotz vermehrter Reiseaktivität deuten aber eher auf die gegenteilige Wirkung des Tourismus. Teil III reflektiert deshalb vor allem die Schwierigkeiten, denen interkulturelle Begegnungen im Dritte-Welt-Tourismus unterliegen. Die in der langen historischen Tradition des Kolonialismus entstandenen Denk- und Handlungsmuster verhindern oder erschweren bis heute gleichberechtigten Austausch. Allerdings bringt der Tourismus klassische Rollenverteilungen manchmal auch gehörig durcheinander, wie das Beispiel des sog. ‘Romanze-Tourismus’ auf Jamaica zeigt. Nicht aufgegriffen haben wir die Problematik des Sextourismus und der Kinderprostitution - nicht, weil wir dieses Thema für unwichtig halten, sondern weil es zu komplex ist, um es auf wenigen Seiten behandeln zu können. Wir verweisen daher auf die reichhaltige Literatur zu diesem Thema (s. Literaturverzeichnis am Buchende).

 

Der vierte Teil diskutiert verschiedene Formen des ‘alternativen’ Tourismus. Dabei wird deutlich, daß der Anspruch, es besser zu machen als die ‘Neckermänner’, von den wenigsten ‘Alternativen’ eingelöst wird. Lediglich die Motive und Interessen unterscheiden sich. Weniger eindeutig zu bewerten ist hingegen der Erfolg der kleinen alternativen Tourismusprojekte, die von den ‘Bereisten’ selbst in den Ferienregionen gegründet wurden. Dort gibt es sehr sinnvolle konkrete Ansätze, um den negativen Wirkungen des üblichen Tourismus zu entgehen.

 

Thema des fünften Teils ist eine selbstkritische Bestandsaufnahme der Tourismuskritik. In Europa und in den Dritte-Welt-Ländern gibt es manche Gemeinsamkeiten, aber auch sehr unterschiedliche Sichtweisen bei der Einschätzung des Tourismus. Einigkeit herrscht allerdings darüber, daß der Tourismus noch viel mehr in der Öffentlichkeit diskutiert und kritisiert werden muß als bisher, damit wirkliche Veränderungen eine Chance bekommen.

 

Besonders hinweisen möchten wir auf die Selbstdarstellungen der tourismuskritischen Organisationen im Serviceteil am Buchende. Sie leisten wichtige Aufklärungsarbeit und benötigen noch viel mehr finanzielle und ideelle Unterstützung als bisher.

 

Zuletzt noch eine allgemeine Anmerkung: Manche LeserInnen werden sich wundern, daß wir immer noch den Begriff ‘Dritte Welt’ verwenden. Das hat mehrere Gründe. Der Begriff setzte sich Anfang der 50er Jahre im französischen Sprachraum durch, um die unabhängig werdenden Kolonien einerseits von der westlichen Welt und andererseits vom Ostblock abzugrenzen. Die Dritte Welt sollte einen positiv verstandenen ‘Dritten Weg’ zwischen den beiden Blöcken gehen. Zugleich wurden mit dem Begriff Assoziationen zum Dritten Stand geweckt; er wollte auf die Armen und Entrechteten dieser Welt aufmerksam machen. Der Begriff Dritte Welt wurde (und wird) von den dort lebenden Menschen nicht als hierarchisierend und abwertend verstanden, wie wir das hier im Westen oft tun. Er sollte vielmehr eine gemeinsame politische Identität schaffen. Auch wenn die Ländergruppe der Dritten Welt heute heterogener denn je ist, macht es Sinn, an diesem politischen Begriff festzuhalten. Sinnvolle begriffliche Alternativen gibt es ohnehin nicht: ‘Länder des Südens’ ist geographisch schlichtweg falsch, die ‘Eine Welt’ suggeriert eine leider nicht vorhandene Gleichheit in dieser Welt und der Begriff ‘Entwicklungsländer’ setzt zumindest indirekt auf die ‘nachholende’ Entwicklung nach dem schlechten Vorbild der westlichen Industrieländer. Der in linken Kreisen gern verwendete Begriff ‘Trikont’ reduziert die Dritte Welt auf Asien, Lateinamerika und Afrika, obwohl doch die Dritte Welt auch in Europa und Nordamerika Einzug gehalten hat - durch die Verelendung breiter Bevölkerungsschichten.

 

Anmerkung:

1. So der Titel eines Berichtes der Frankfurter Rundschau (15.3.1997) über ein Workcamp in Nepal

Trouble in Paradise | Tourismus in die Dritte Welt
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